Heimat- und Geschichtsverein Neu-Anspach e.V.
Heimat- und Geschichtsverein Neu-Anspach e.V.

Unvergessen

Es geht nichts über eine gute Planung, wie man sagt. Das zeigte sich bei der letzten Veranstaltung des Heimat- und Geschichtsvereins Neu-Anspach wieder einmal eindrucksvoll. Denn wer einlädt zu Kaffee, Kreppeln und Kuchen, muss wissen, wieviele Besucher kommen werden. Und am 4. März war der kleine Saal des Bürgerhauses mit über 100 Personen proppenvoll. Kein Wunder, denn das vorgegebene Thema „Fasching“ bürgte für Spaß und Unterhaltung. Da war es auch egal, dass die Fastenzeit schon begonnen hatte, denn ums Feiern ging es nicht. Aber immer zur Fassenacht denkt man auch mal an frühere Zeiten, erinnert sich an die verschiedenen Veranstaltungen und deren Protagonisten. Und dazu hatte der Verein eingeladen. Bild- und Videobeiträge ließen die Besucher eintauchen in die Faschingsfeste der Vergangenheit. Vons Metzjers bis ins Bürgerhaus.

 

Über viele Jahrzehnte war Anspach eine Hochburg der Fassenacht, an allen Wochenenden etwas los. Viele Vereine beteiligten sich daran, allen voran die Chorvereinigung und die Fußballer. Initiiert wurde das Ganze aber von einem Mann, der gar nicht aus Anspach stammte. Jean Merkel hatte die Idee. Merkel war Handballtrainer aus Frankfurt, der nach Anpach geheiratet hatte. Er war der erste Faschingspräsident. Seine Idee wurde dann nach zwei Jahren von Ferdi Beller, einem Offenbacher – der von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt worden war und zudem Vorsitzender der Fußballer war – aufgenommen und umgesetzt. So gab es in Anspach sogar mal für zwei Jahre ein Prinzenpaar mit Irmgard Merkel und Herbert Marx, das war 1951. Es blieb das einzige Prinzenpaar. Gott sei Dank war das bei den Vorträgen nicht der Fall, Schreiber wie Heinz Henrici, Heinz Born oder Hans-Albert Jack und außergewöhnlichen Rednern wie Helmut Ernst (Babscher), Erhard Planz als „Poatzeplecker“ oder Norbert und Edith Rodeck waren die Lachmuskeln immer sehr beansprucht. Neben den Veranstaltungen mit Gesang, Tanz und Vorträgen gab es auch Maskenbälle und Kappenabende in den verschiedenen Anspacher Gaststätten wie „Metzjers“ (heutige „Linde“), Bahnhofswirtschaft oder die „Schöne Aussicht“ auf der Weilstraße. Die reichten als Veranstaltungsorte irgendwann nicht mehr aus und man zog um zum Saalbau Ernst in die Saalburgstraße, besser bekannt als „Bäckerheinrichs Soal“. Der hatte hinter der Bühne auch die „berüchtigte“ Sektbar, durch die man dann in die außen liegenden sogenannte „Liebeslauben“ kam. Da hätten die beiden Moderatoren des Nachmittags, Heinz Born und Heinz Henrici „Hasselbach“ sicher einiges zu erzählen gehabt, aber dazu schwiegen sie dann doch besser. Ansonsten sprudelten die Geschichten aus den beiden Fassenachts-Urgesteinen nur so heraus, schließlich waren sie jahrzehntelang vorne mit dabei. So wäre Born fast nicht konfirmiert worden, weil er als Jugendlicher noch vor der Konfirmation in der Bütte stand, das ging damals garnicht. Er wurde dann doch konfirmiert und auch der Fassenacht blieb er treu. So manche Anekdoten riefen Erinnerungen wach, etwa als im Saalbau aufgrund Überlastung die Sicherung rausflog und alle plötzlich im Dunkeln saßen. Nur die Theke war noch beleuchtet und so konnten wenigstens die Getränke weiter ausgeschenkt werden. Bezahlt wurde später auf  Vertrauensbasis, der Wirt hat dabei angeblich so viel Gewinn gemacht wie nie. Große Enttäuschung bei allen, als das Licht dann wieder anging. Viel Gelächter gab es auch bei dem Spruch aus einer Büttenrede „Pappe do die Momme foart, Elektriker soin uff de Poart“, eine Anspielung auf die Umtriebigkeit der Handwerker, als auf der Neuen Pforte in Anspach neue Stromleitungen verlegt wurden.

 

Immer wieder fiel Henrici etwas Neues ein und man hörte ihn sagen: „Ach, das muss ich noch erzähle“. Neben den beiden Herren kam auch noch eine andere Ikone der Fassenacht zu Wort, denn ohne Christel Schmück kann man sich den Fasching in Anspach nicht vorstellen. Sie war auch die treibende Kraft bei den Vorbereitungen des Vereins zu seiner eigenen Fastnachtsveranstaltung. Bei Schmücks zu Hause ging es dann immer hoch her. Natürlich ging dieser vergnügliche Nachmittag auch nicht ohne einen Vortrag von ihr zu Ende, der mit viel Applaus bedacht wurde. Es hätte aber auch noch stundenlang weitergehen können, denn zu erzählen gab es noch jede Menge, nicht nur von den Moderatoren.

 

Ulrike Golbs

 

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