Heimat- und Geschichtsverein Neu-Anspach e.V.
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Die Langgass – rund ums Metzjersch und die Kirch

 

Diavortrag mit Prof. Dr. Ernst über die „Langgasse im Wandel der Zeit“

Heute stellt sich die Langgasse im Vergleich zu früheren Zeiten recht beschaulich dar. Bis auf den Verkehr, vor allem dort, wo heute noch Geschäfte sind. Ansonsten ist es ruhig geworden. „Die Knoppfabrik“ gibt es schon lange nicht mehr und auch die meisten Bauernhöfe sind verschwunden. Das war nicht immer so, wie Eugen Ernst in seinem Vortrag und anhand vieler alter Bilder anschaulich darstellte.

Eine Zeit wurde die Langgasse sogar als Verbindungsweg zum Vordertaunus genutzt, warum sie damals auch Frankfurter Straße hieß. „Langenanspach“, so ein früherer Name, das waren Gehöfte vom heutigen Schwimmbad bis zum Bahnhof, aber um 1500 veränderten sich die wirtschaftlichen Gegebenheiten. Die Höfe wurden aufgegeben, dafür verdichteten sich die Häuser rund die Kirche, es bildete sich eine Ortsmitte, die ihre Lage auch der Nähe zur Usa verdankte. Der Bach floss in einem 90 Grad Winkel zu Langgasse und bediente auch den Brandteich vor der Kirche. Erst 1902 wurde der Bach zum ersten Mal verrohrt. Mit der Zeit entwickelte sich viel Leben an dieser Stelle, ein Gasthaus entstand, die „Alte Post“ wo es nicht nur zu essen und trinken gab, sondern auch die Pferde des Postillions gewechselt werden konnten, ein Rathaus wurde gebaut, in der dann auch die Schule untergebracht war. Höfe mit Stallungen und Scheunen prägten das Bild entlang der Straße bis zur neuen Pforte hinauf, wo man einen Milchplatz errichtete. Das Dorf wurde größer und die Anforderungen, die ein solches Wachstum mit sich bringt mussten bewältigt werden. Kolonialläden öffneten, die Schule brauchte mit der Zeit ein eigenes Haus, das Rathaus wurde zum Gemeindehaus, in dem die Gemeindeschwestern lebten und später auch der Kindergarten untergebracht war. Nach der Inflation 1923 erfuhr die Langgasse eine gründliche Sanierung. Unterstützt von Jagdpächter Fritz Opel setzte der damalige Bürgermeister Emil Becker die arbeitslosen jungen Leute zur erneuten Verrohrung der Usa und dem Bau von Wasserleitungen zu den Häusern ein. Sogar eine Fabrik bekam das Dorf, dort wurden Knöpfe hergestellt, viele Frauen fanden hier Arbeit und konnten so das karge Einkommen etwas aufbessern. Mit der Agrarpolitik der 50/60ger Jahre veränderte sich das Bild erneut, viele der Bauern zogen aus der Dorfmitte in sogenannte Aussiedlerhöfe, brachen die alten Höfe ab. Nur ein großer Bauernhof, der vom „Rechners Albert“ hat seinen Standort behalten. Vor allem zwischen Kirchgasse und Taunusstraße aber blieb nichts mehr übrig, außer dem kleinen Eckhäuschen, das angeblich mal als Zollhäuschen gedient haben soll. Von einem Haus auf dieser Seite berichtete Eugen mit Schmunzeln, das Haus vom „Tildche“. Jahrelang hatte die damalige Gemeinde versucht, der Frau das Haus abzukaufen, aber „des Tildche hat des net gedo“, erinnerte Eugen an das Geschehen. Eingehend schilderte er auch die Entwicklung des Gasthauses, in dem sein Vortrag stattfand und natürlich gehört auch die Geschichte des Lindenbaums an der Kirche zur Langgasse. Es wurde ein langer Abend, umrahmt von den Lieder der „Dippegucker“. Begeistert ließen die Gäste den Abend in der Gasstätte noch ausklingen. Es war unsere letzte Veranstaltung in diesem Jahr und wir waren sicher, das Thema findet viele Interessenten. So mit maximal 80 hatten wir gerechnet, 128 wurden zwischenzeitlich gezählt, „de Metzjersch Soal“ platzte also aus allen Nähten. Wir werden immer wieder überrascht und haben uns natürlich sehr gefreut. Insbesondere, da wir anstatt Eintritt um eine Spende gebeten hatten für den Bau des Glockenturms an der neuen Trauerhalle. So kamen knapp 700,- Euro zusammen, die wir auf 800,- Euro aufgerundet und hoffentlich damit beigetragen haben, dass es im Frühjahr tatsächlich mit dem Bau losgehen kann.  

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